Sichtbeton Fussboden - Terrazo Optik - Erfahrungen und Tipps

[Jacob]

Hallo,

Ich plane einen Zementgebundenen Sichtestrich mit Weisszement und hellem feinem Granulat (8mm). Da es ca 150 qm sind werde ich diesen voraussichtlich als Transportbeton einbringen.

Dieser wird in 3 Bereichen verlegt werden:
- 50qm ca 6cm stark als Schwalbenschwanzdecke schallentkoppelt auf einer Holzbalkendecke (Ja, ich kenne die Risiken, ist mit Statiker abgestimmt bzl gewicht und Biegung/Vibration der Decke)
- ca 70qm auf Bestandsbetondecke. Hier dann 2-4 cm Stärke
- ca 20qm weitgehend überdachter Balkon, ca 4cm Stärke
- Hinzu kommt evtl noch ein Keller


Hier meine Fragen:
Sofort nach 1-2 Tagen schleifen oder erst nach 3-4 Wochen? Mir wurden folgende 2 Varianten vorgeschlagen. Welche ist besser?
- Option 1: Nach 1-2 Tagen schleifen solange der Estrich noch nicht zu hart ist. Das reduziert den Schleifaufwand. Die hierbei möglicherweise auftretende feine Risse sollten mit Weisszement Spachtel überarbeitet werden
- Option 2: 3-4 Wochen warten, dann schleifen: Das hätte den Vorteil dass der Beton sauber abbinden (kristallisieren) kann und somit das Risiko von Rissen von vornherein geringer sei. Risse könne man danach immer noch mit weissbetonspachtel verarbeiten. Nachteil sei allerdings dass man mehr Arbeit mit dem Schleifen hat da der Beton härter ist.

Welche Versiegelung in welchem Bereich?
- Im Wohnbereich soll der Beton glatt geschliffen werden. Welche Versiegelung bietet sich hier an?
- Welche Versiegelung auf dem geschützen Balkon? Hier soll nur rauh geschliffen werden (R10). Versiegelung sollte die Rutschfestigkeit erhalten und frostbeständig sein.
- Welche Versiegelung im Badezimmer? Auch sollte Rutschfestigkeit erhalten bleiben. Hier entsteht ja eine höhere Belastung durch Feuchtigkeit, Seife, Öle etc... oder sollte man hier von vornherein lieber doch Feinsteinzeug Verlegen?

Hat jeman einen ähnlichen Boden verlegt?
- Hier wäre ich für Tips und Erfahrungen sehr dankbar!

Vielen Dank im Voraus!
Jacob

PS: Statik ist berechnet und funktioniert. Ausserdem habe ich sehr erfahrene Bekannte die beim Einbau unterstützen und auch schon öfters Sichtbeton verlegt und geschliffen haben. Allerdings erhalte ich teilweise sich widersprechende Vorschläge, daher obige Fragen!

[dr.backstein]

Hallo Jacob,

wenn Du den Beton zu früh schleifst, dann reißt Du damit Körner aus der Oberfläche. Das Ergebnis ist dann eine eher raue Oberfläche und keinesfalls ein Aussehen wie bei Terrazzo. Das Typische an Terrazzo ist, dass man die beim Schleifen freigelegte Körnung sieht. Dazu muss das Korn aber gut genug im Beton festgehalten werden, um nicht beim Schleifen herauszufallen. Der Beton muss also alt genug sein. Die richtige Antwort wäre also für meinen Geschmack: 3 bis 4 Wochen.

Die perfekte Oberflächenbehandlung für Beton (unsichtbar und dabei mit 100%igem Fleckenschutz) ist leider noch nicht erfunden. Von einer Beschichtung (Acryl, Epoxid, Polyurethan) ist bei sehr glatten Flächen abzuraten, weil sie mit der Zeit verkratzt und dabei unansehnlich wird. Ein Öl wäre nicht für den Gebrauch im Dauernassbereich geeignet. Daher kommen häufig nur eine Verkieselung und/oder eine Imprägnierung in Frage. Man sollte sich generell nur für Beton entscheiden, wenn man es dem Material zugesteht, mit der Zeit eine gewisse Patina anzunehmen.

In unserer Vergleichtabelle Endbehandlungen für Beton findest Du alle unsere Produkte gegenübergestellt.

Sven

[Jacob]

Hallo Sven,

vielen Dank für deine Antwort. Die Option mit dem 3-4 Wochen abbinden erscheint mir auch plausibler, nicht nur wegen dem herausreisen des Splits sondern auch um Risse in den teilweise tragenden Flächen zu vorzubeugen. Die Vergleichstabelle ist sehr hilfreich, verkieselung scheint der beste Weg zu sein, hier komme ich sobald ich mich endgültig entschieden habe auf eure Produkte zurück!

Ich habe zwischenzeitlich weiter recherchiert und gelesen das Sichtbeton nicht für Nassbereiche "zugelassen" ist, zumindest was bestimte DIN Normen anbetrift. Nun geht es mir nicht primär darum mich über DIN Normen abzusichern, sondern es muss halt funktionieren. Wäre dein Rat dass ich im Nassbereich lieber Fliesen verlege, oder denkst du dass Verkieselung auch im Badezimer langfristig auh bei intensiver Nutzung gut halten wird und die darunter befindeliche Wohnung hinreichend schützt? Hier wäre meine Hauptsorge dass zuviel Wasser aufgenommen wird und die Abdichtung nach unten fehlt so dass langfristig Wasserschäden entstehen könnten. Für die Küche wäre meine Hauptsorge eher Flecken (Rotwein, Ketchup ...), wobei ich denke das wäre nach der Verkieselung nur begrenzt ein Problem. Mit einer gewissen Patina kann ich gut leben solange keine unübersehbaren Flecken entstehen. Wie ist deine Einschätzung zu Küche und Badezimmer?

Viele Grüsse,
Jacob

[dr.backstein]

Hallo Jacob,

für die fachgerechte Bauwerksabdichtung brauchst Du schon etwas mehr als nur eine Verkieselung. Der Sichtbeton ist natürlich wasserbeständig, aber um zu verhindern, dass durch eventuelle Risse oder Poren Wasser in das Bauwerk eindringen kann, brauchst Du darunter so z.B. etwas wie die DSB Dichtschlämme.

Sven

[gestalter-dave]

Hallo Jacob,

zum Thema Abdichtung habe ich beruflich auch sehr viel damit zu tun. Sichtbeton im Badezimmer natürlich eher weniger. Ich stelle aber häufig Betonböden auf dem Balkon her und da ist Dichtschlämme und co leider nicht mehr so langjährig, weil es immer wieder zu Problemen kommt. Weshalb man sich für eine sehr robuste Bitumenfolie entschieden hat, die vom Dachdecker eingebaut wird. Darauf folgt Estrichbeton+ ÁKS Gitter und Randdämmstreifen. Dasselbe könnte man vielleicht auch im Badezimmer machen. Somit hättest du eine Trennlage, die sowieso empfehlenswert ist, als ein Verbund mit Dichtschlämme und das Badezimmer wäre auf jeden Fall gegen Feuchtigkeit geschützt. Damals hat man Badezimmer grundsätzlich mit Bitumenbahnen wasserdicht gemacht, heute gibt es andere Möglichkeiten. Aber flüssige Abdichtungen sind doch eher rückläufig.

Terrazzo, der früher im Badezimmer eingebaut wurde, ist aber tatsächlich im Verbund zur Betonplatte und lässt sich nur mit schwerem Gerät entfernen. Wo sich in diesem Fall die Abdichtung befunden hat, konnte ich beim Rausstämmen bei meiner Arbeit leider nicht mehr feststellen. Aber es scheint ja auch funktioniert zu haben.